Heinrich Cotta 1763 - 1844

Konzept der Baumfeldwirtschaft

 

"Welch ein Anblick bei uns, auf vielen meilenweiten Strecken Felder,

Wege, Raine, Teiche und Bach-Ufer ohne Baum zu finden! Dann noch die düstern Brachfelder!

Aber selbst auch die wallenden Saatfelder, was sind sie ohne Laubgewölbe?

Wie ermüden sie – wie stimmen sie das Gemüth zur Monotonie, wenn nichts den flachen Anblick bricht,

das Auge auf keinem fesselnden Punkte ruhen und sich auch des schönen freuen kann? […]

Wie aber die todte, gelbe oder braune Steppe in eine lebendige,

durch frisches Grün erst gehobene Landschaft umwandeln?"  H. Cotta 1819

 

Heinrich Cotta 1833, Zeichnung C.C.V. von Vogelstein
Heinrich Cotta 1833, Zeichnung C.C.V. von Vogelstein

Heinrich Cotta ist Begründer der modernen nachhaltigen Forstwissenschaft und lehrte in Tharandt. Im Jahr 1819, zwei Jahre nach seinem berühmt gewordenen Standardwerk Anweisung zum Waldbau, schrieb er ein Buch, das seiner Zeit weit voraus war: Die Verbindung des Feldbaues mit dem Waldbau oder die Baumfeldwirtschaft  In diesem kleinen "Aufsatz", wie Cotta seine Schrift nannte, skizzierte er auf 54 Seiten eine völlig andere Form der Landnutzung, als sie zu seiner Zeit üblich war.

Als Modell einer subsistenzgerechten Landnutzung führt er unter anderem die Haubergwirtschaft an, bei der auf einer Fläche Eichen für Bauholz angebaut werden, unter denen Hasel und andere Gehölze stehen, die regelmäßig auf den Stock gesetzt, d.h. bis auf einen Stumpf herunter geschnitten werden, aus dem sie wieder austreiben. Aus dieser Unterschicht wird Brennholz und Flechtmaterial gewonnen. Soweit entspricht dies einem klassischen Mittelwald, aber zusätzlich wird dort, wo die Unterschicht auf den Stock gesetzt wurde, auch noch Getreide angebaut und es werden auf Teilen der Fläche Tiere gehütet. Cotta schreibt, dass diese traditionelle Nutzung eine mühselige Arbeit sei, dass man sie jedoch weiter entwickeln könne. Er plädiert für einen weiten Abstand der Gehölze, so dass sich gut bearbeitbare Baumfelder ergeben, die zusammen eine in weiten Teilen gartenhafte Landschaft ergeben.

Quelle: Philipp Gerhardt, Qya 51/2018 

Quellen

  • Wikipedia: Heinrich Cotta,  Link
  • Philipp Gerhardt: In einer Waldlandschaft . . ., Oya 51/2018,  Link