"Die Erfahrungen mit der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise bringen es mit sich, dass ein neuer Bodenbewirtschafter auftritt, der beide Eigenschaften der vorgenannten Siedler, nämlich die des Bauern und die des Gärtners in sich vereinigt, und den wir als Intensivsiedler bezeichnen möchten."
Max Karl Schwarz, 1930
Größe/Aufteilung
2,5 Hektar Gesamt, davon 1 Hektar Obstgrasgarten,
6600 qm Ackerfläche, 2000 qm Gemüse und Erdbeeren,
150 qm Kräuter, 1500 qm Schnittstauden
Viehbestand
eine Milchkuh und Nachzucht, 3 Schafe, 20 Hühner, 10 Bienenvölker
Kulturen/Fruchtfolge
1. Kohl/Kartoffel, 2. Zwiebeln/Möhren/Rote Beete/Futterrüben
3. und 4. Winterweizen, 5. Hafer, 6. Roggen
Veit Ludewig (1934 - 2021)
1964 - Mitarbeit im familieneigenem Gartenbaubetrieb
bis 1965 - Gartenbaubetrieb ohne Tierhaltung
ab 1966 - Erweiterung zum "Gärtnerhof": sechsgliedrige Ackerfruchtfolge, eigene Kuh als Bedingung für eine ökologische Kreislaufwirtschaft, Kompostwirtschaft, etc.
1992 - Gründungsmitglied Sächsischer Ring für biologisch-dynamischer Wirtschaftsweise e.V.
2010 - Beendigung des wirtschaftlichen Betriebes
Konzept des Gärtnerhofs und Veit Ludewig
"Ende der 1940er-Jahre hat der Worpsweder Gartenarchitekt Max Karl Schwarz unter der Bezeichnung Gärtnerhof ein neues Betriebskonzept bekannt gemacht. Dessen Grundidee ist eine Zusammenführung der klassischen Profile von Gärtnerei und Kleinbauernhof, die zu einer naturverträglichen und wirtschaftlichen Optimierung kleinerer Höfe führt und sich belebend auf das Landschaftsbild auswirkt. . . .
Der vermutlich einzige Betrieb, der bis heute als Gärtnerhof im engeren Sinne arbeitet, ist der in den 1960er-Jahren nach dem Schwarz'schen Konzept aufgebaute Gärtnerhof von Veit Ludewig am Stadtrand von Dresden. Trotz der widrigen DDR-Bedingungen gelang Veit Ludewig neben der Umstellung der Anbaustrukturen auch der Aufbau einer neuen Hofstelle mit Wohn- und Wirtschaftsgebäude nach dem Vorbild der in den Gärtnerhof-Schriften vorgestellten Musterpläne. Gleichzeitig hat er die - den finanziellen Ertrag sichernden - gärtnerischen Komponenten, wie den Gemüse- und Schnittstaudenanbau, einen sehr arten- und sortenreichen Obstbau sowie den Anbau und die Verarbeitung von Kräutern, ausgebaut." Michael Beleites, 2006
Veit Ludewig erzählt aus der Geschichte des Hofs:
"Als er 1964 begann, auf dem familieneigenen Grundstück mitzuarbeiten, waren chemische Düngemittel seit einigen Jahren in Mode gekommen. Damals beobachtete er auf den Feldern, dass ein ihm vorher unbekannter, bedenklicher Schädlingsbefall vor allem durch Blattläuse auftrat, insbesondere auf chemisch gedüngten Flächen mit schnell und üppig wachsenden Pflanzen. Außerdem zeigten sich auf diesen Flächen Bodenverkrustungen, die es vorher nicht gegeben hatte. Er wurde auf Bücher zur Kompostwirtschaft aufmerksam, die Ende der 50er Jahre erstmals erschienen, und so wurde auf dem Hof wieder mehr Kompost hergestellt. Sogar Hopfenreste aus einer nahen Brauerei konnten verkompostiert werden, was sich heute aufgrund des hohen Spritzmitteleinsatzes auf den Hopfenfeldern eher nicht mehr empfiehlt. Außerdem wurde eine Kuh angeschafft, um eigenen Kuhmist zu haben. Über Freunde lernte Veit Ludewig in dieser Zeit die Anthroposophie und die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise kennen. Viel gelernt hat er in der Folgezeit von Hellmut Bartsch, dem damaligen Leiter des einzigen biologisch-dynamischen Hofs der DDR in Marienhöhe bei Bad Saarow in Brandenburg." Ulrike Meißner, 2012
Quellen und weitere Infos