Martha Kästner - eine der wenigen Hof- bzw. Gutsbesitzerinnen
ihrer Zeit - entscheidet sich für den Bio-Landbau.
Eigentümerin
Martha Kästner, geb. Steiger (1895 - 1976)
Landwirtschaftlich genutzte Fläche
48 Hektar, davon 12,75 Hektar biol.-dyn. bewirtschaftet
Viehbestand
7 Arbeitspferde, 2 Fohlen,
25 Milchkühe und 19 Jungtiere,
28 Schweine
1783 - Das Gut geht durch Heirat an die Familie Steiger
1924 - Martha Kästner, geb. Steiger, übernimmt den Hof vom Vater
1930 - Tod des Ehemanns Curt Kästner
1933 - Umstellung auf die biologisch-dynamische Landwirtschaft
1943 - Heirat mit Dr. Bernhard Gerth, Dresden
1945 - Beendigung der biologisch-dynamischen Bewirtschaftung
1953 - Überführung in die LPG Florian Geyer, Katzenberg
1956 - Martha Gerth, verw. Kästner, flüchtet in den Westen
Martha Kästner (1895 - 1976)
In Folge des damals in Sachsen herrschenden "Jüngstenrechts" übernahm Martha Kästner, geb. Steiger, 1924 das Gut Nössige von ihrem Vater Franz Steiger (1860-1941). 1930 verstarb ihr Mann Curt
Kästner, wodurch sie sich alleine um die Bewirtschaftung des Betriebes kümmern musste. Ihre Nichte Barbara Wegener, geb. Kästner, schrieb dazu später: "Tante Marthel bewirtschaftete Nössige nun
mit Hilfe eines jungen Inspektors. Mein Vater (Hans Kästner, 1887-1962) fuhr alle 14 Tage nach Nössige, um Tante Marthel zu beraten. Auch Onkel "Lob" (Robert Steiger) half vom nahen Mauna aus. Er beeinflusste sie den Hof biologisch-dynamisch zu bewirtschaften. Die Erträge waren geringer, die Früchte gesünder.
Biologisch-dynamische Landwirtschaft spielte in den zwanziger Jahren eine zunehmende Rolle und war in der Vorkriegszeit, in der NS-Zeit also, auch absolut hoffähig. Tante Marthel entschied sich
für die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise, was zu leichter Verstimmung zwischen Onkel Lob und meinem Vater führte. Sie gab diese Wirtschaftsweise in der Nachkriegs-SZB-DDR-Zeit wieder auf,
da das Abgabesoll drückte.
. . . Das Abgabesoll stieg unverhältnismäßig hoch an, je größer der Betrieb war. Und Ersatzteile und Saatgut waren kaum zu bekommen. Entweder man trat in die LPG ein und wurde damit zum
Landarbeiter oder "man machte in den Westen". . . . Tante Marthel und Onkel Bernhard wollten nicht in die LPG, konnten aber dem Druck nicht standhalten und flohen 1956 über Westberlin
in den Westen . . ." (Familiengeschichte und Familiengeschichten, Band III Kaestner-Steiger, 2006)
Quellen
Hof im Privatbesitz
Adresse
Nössige 9, 01665 Käbschütztal