Es ging ja nicht so sehr um Reichtum oder ums Geldverdienen. Wir wollten einfach aufzeigen,
es gab eine andere Möglichkeit, gesunde Lebensmittel zu erzeugen.
Michael Schwarzwälder, 2021 mdr
1983 gelang es Michael Schwarzwälder mit Freunden den Hof in Goppeln bei Dresden zu erwerben. Hier hat er in den Folgejahren ein alternatives Wohnprojekt entwickelt, wozu auch eine kleine
ökologische Landwirtschaft gehörte. Von Anfang an wurde die Idee eines Selbstversorgerhofs verfolgt, wo im Einklang mit der Natur und ohne Pestizide gewirtschaftet werden sollte. Zunächst
konnte nur das Gebäude erworben werden, da die landwirtschaftlichen Flächen von den LPGs bewirtschaftet wurden. Erst schrittweise gelang es Rest- und Splitterflächen zu bekommen, die für
die LPGs ungünstig gelegen oder zu klein für die großen Maschinen waren. Bis 1989 kamen zweieinhalb Hektar zusammen, die Michael Schwarzwälder mit seiner damaligen Frau und einer befreundeten
Familie bewirtschaftete. Damit wurde es zunehmend möglich nicht nur die eigene Familie zu ernähren, sondern Milch und selbstgemachten Käse auch an Nachbarn und Freunde zu verkaufen.
Michael Schwarzwälder war seit 1983 (?) aktives Mitglied im Arbeitskreis Landwirtschaft und Umwelt am Kirchlichen Forschungsheim (KFH) in Wittenberg. Dort trafen sich junge
Landwirte und Gärtner aus den verschiedensten Regionen der damaligen DDR um Alternativen zu der staatlich verordneten hochintensiven und umweltschädlichen Landwirtschaft zu entwickeln.
Schwarzwälder suchte hierfür auch den Kontakt zu Wissensträgern im Westen Deutschlands. So kam es u.a. im Oktober 1988 in Goppeln zu einem Treffen des Arbeitskreises mit dem damaligen
IFOAM-Generalsekretär Bernward Geier (IFOAM: Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen ). Für Bernward Geier war dieser Besuch in Goppeln einer seiner
bewegendsten Aktivitäten als Generalsekretär: " . . . du kommst da rein und es ist total spannend, du bist das erste Mal in der DDR und dann gibt es da diese Bio-Freaks . . ."
(Daniel Wolf 2011, S. 82)
Das Treffen diente auch der Vorbereitung der Gründung eines eigenen ostdeutschen Anbauverbandes. Im Mai 1989 fand dann in den Räumen der Kirchgemeinde Dresden-Leuben das Gründungstreffen der
Arbeitsgemeinschaft Gäa - Vereinigung für ökologischen Landbau in der DDR statt. Für Michael Schwarzwälder endete damit auch seine Zeit in Goppeln und er sollte bald mit der Übernahme
des
Pfarrguts Taubenheim die Möglichkeit bekommen, das Gelernte in einem viel größeren Kontext zur Anwendung zu bringen.
Quellen:
- Daniel Wolf: Die Gründung und Etablierung des ökologischen Anbauverbandes Gäa e.V., auszugsweise veröffentlicht in den Blankenhainer Berichten, Band 20 Ökologischer
Landbau in der ehemaligen DDR, 2011
- Michael Beleites: Dicke Luft: Zwischen Ruß und Revolte - Die unabhängige Umweltbewegung in der DDR, Schriftenreihe des Sächsischen Landesbeauftragten für die
Stasiunterlagen, Band 16, 2016
- MDR-Beitrag 2021: Die ersten Bio-Bauern der DDR (nicht mehr abrufbar)